Inflation: Ein Schreckensgespenst für Pensionskassen?

«Die Inflation lässt die Preise steigen - und sorgt für Unsicherheit am Markt. Wir haben unsere Anlagestrategie so ausgerichtet, dass wir Antworten auf diese Unsicherheiten finden.»

Die Inflation ist wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nach jahrelanger Abwesenheit machen wir uns im Alltag wieder vermehrt Gedanken über die Preise an der Tankstelle, in der Migros und für die Heizung. Und im Hinblick auf purzelnde Aktienkurse und düstere Konjunkturaussichten gesellt sich vielleicht auch die Sorge um die berufliche Vorsorge hinzu. Welche Auswirkungen hat die Inflation für die Asga? Und wie gehen wir mit ihr um?

Wann immer wir mit einschneidenden wirtschaftlichen Veränderungen beschäftigt sind, hat unser Team Kapitalanlagen alle Hände voll zu tun. Denn nur durch aufwändige Analysen verschiedenster Marktdaten haben wir stets einen umfassenden Überblick des Marktgeschehens , um rationale und überlegte Entscheidungen zu fällen. Eine hohe Inflation fordert uns in diesem Prozess insofern, als dass sie in erster Linie für Unsicherheit sorgt: Können Firmen die höheren Preise, die sie z.B. für Energie bezahlen müssen, noch stemmen? Sind sie entsprechend richtig bewertet? Diese Unsicherheit erschwert es, den Überblick zu wahren. Dass dabei auch die Preise der Aktien in Bewegung geraten, ist durchaus bedauernswert – auch wir sehen es lieber, wenn die Aktienpreise steigen – stellt uns aber nur bedingt vor schwerwiegende Probleme. Unsere Anlagestrategie ist darauf ausgerichtet, dass wir bei Kursschwankungen nicht in Panik geraten und reagieren müssen – das handhaben wir auch im aktuellen Fall so.

Die Inflation hat auch zu einem Anstieg der Leitzinsen geführt – mit Auswirkungen auf Obligationen. Hier erwarten wir kurzfristig einen Kursverlust. Sollte aber die Zinswende nachhaltig sein, können Obligationen in Zukunft auch dazu beitragen, dass wir mit höheren Renditen auf Obligationen einfacher einen Beitrag zum Erreichen unserer Renditeziele beitragen können. Um einen fundierten Entscheid fällen zu können, brauchen wir auch hier verlässliche und seriöse Daten. Diese erarbeiten wir in der nächsten ALM-Studie. Die Analyse des Asset-Liability-Management (ALM oder zu Deutsch Bilanzstrukturmanagement) ist eine zentrale Grundlage für die Anlagestrategie.

Wenn die Zinsen steigen, ist auch unsere Immobilienabteilung betroffen – wenn derzeit auch in geringerem Ausmass als die Kapitalanlagen. Warum? Weil der Immobiliensektor in der Tendenz etwas träger agiert als der Anlagemarkt, zeigen sich die Auswirkungen eher etwas zeitversetzt. Auf das Geschäft bei den Renditeimmobilien in der Schweiz hat die Inflation derzeit noch wenig Einfluss.

Die Entwicklung dürfte am stärksten auf den Geschäftsflächenmarkt durchschlagen. Dort sind wegen steigender Inflation, je nach Betrieb, gedrosselte Produktionen und sogar Insolvenzen denkbar. Zudem ist die Inflation indirekt auch in den Immobilienmietverträgen abgebildet. Aufgrund der Anbindung an den LIK (Landesindex der Konsumentenpreise) kann dies zu höheren Mietzinszahlungen führen. Die Veränderung des LIK bewegt sich jedoch in der Schweiz auf einem tiefen Prozentbereich. Aufgrund unseres Fokus auf den Wohnungsbereich sind diese Entwicklungen für die Asga so oder so Randerscheinungen. Bei den Wohnungen sehen wir die Folgen zeitversetzt, aufgrund des möglichen Anstiegs des Referenzzinssatzes gehen wir aber davon aus, dass mittelfristig die Mieten steigen werden, was tieferen Immobilienwerten durch Zinserhöhungen entgegenwirkt. Eine direkte Auswirkung spüren wir jedoch schon heute: Bei Reparaturen, Unterhalt und unserer allgemeinen Bautätigkeit sind höhere Preise sowie Lieferengpässe bereits seit geraumer Zeit Tatsache.

Die Inflation zwingt uns also nicht zu Hauruckübungen – und doch hoffen auch wir darauf, dass möglichst viele Unsicherheitsfaktoren, die uns in letzter Zeit beschäftigen, sich möglichst schnell auflösen. Ob erschwerte Bedingungen bei Lieferketten, weitgreifende Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und eben die steigenden Preise: Die Unsicherheiten drücken auf unsere Performance (aktuell bei knapp -6 %) und unseren Deckungsgrad (ca. 111 %). Darauf sind wir mit der aktuellen Anlagestrategie vorbereitet – und werden die gewonnen Erkenntnisse auch bei der nächsten Überarbeitung einfliessen lassen.