Interview mit Niklaus Sutter
Verwaltungsratspräsident 1995-2008, Vorstand seit 1975
Wie hat dich dein Weg zur Asga geführt?
Sie war sozusagen schon immer „meine“ Asga. Mein Vater war einer der Gründer und 1975 kam ich als sein Nachfolger in den Vorstand. Ich habe die Entwicklung der Asga von Anfang an sehr nah miterlebt.
Was macht die Asga denn anders als die anderen?
Zwischen 1962 und 1985 war die eigentliche Pionierzeit der Asga. Nachdem sich das 3-Säulen-Prinzip durchgesetzt hatte, gab es in der beruflichen Vorsorge eine etwas eigenartige Struktur. Es gab autonome Kassen in Grossunternehmen und öffentlichen Verwaltungen. Dann gab es berufsgebundene Einrichtungen, gewerkschaftliche Vorsorgeeinrichtungen und es gab noch die Vorsorgeeinrichtungen der Lebensversicherer. Die Asga trat in diesem Markt als genossenschaftlich organisierte Pensionskasse wirklich neu und als Pionierin auf. Eine Pionierin für eine freiwillige, gemeinschaftliche, genossenschaftliche berufliche Vorsorge für das Gewerbe. Wichtig in unserer Entwicklung war auch, dass wir von Banken und Versicherungen wirklich unabhängig waren. Alles was wir als Überschuss erwirtschaften, geht aufgrund unserer Genossenschaftsstruktur vollumfänglich zu Gunsten der Versicherten.
Dieser Genossenschaftsgedanke! Es war nicht irgendeine anonymisierte juristische Person, welche die Vorsorge betreibt, sondern da gab es einen persönlichen Bezug mit einer direkten Mitwirkungsmöglichkeit.
Warum diese starke Bindung zum Gewerbe?
Die Gewerbeverbände waren im Gründerkreis und dann auch personell positioniert im Vorstandsgremium der Asga. Man wollte bewusst einen grossen Vorstand, um geografisch die gewerblichen Kreise der Ostschweiz anzusprechen und persönlich vertreten zu sein. Die Exponenten der Gewerbe wurden involviert und abgeholt, das war für den Aufbau und das Wachstum der Asga sehr wichtig. Der Wechsel vom grossen Vorstand zum Verwaltungsrat war für die strategische Führung und die weitere Entwicklung aber enorm wichtig, und auch die paritätische Aufteilung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist gut. Der Verwaltungsrat in dieser Grösse erlangt einfach andere Kompetenzen, die Verwaltungsräte können Inputs geben und mitwirken. Aufgaben können verteilt werden, Komitees gegründet und die Verwaltungsräte in die Aufgaben eingebunden werden. Das war eine wichtige Professionalisierung.
Funktioniert dieser Genossenschaftsgedanke denn auch heute noch?
Wir waren uns immer bewusst, dass wir nahe am Kunde sein müssen, den Kunden kennen und vor allem der Kunde uns kennen muss. Da war uns vor allem auch die genossenschaftliche Struktur dienlich. Denn anfänglich hatten wir keine Delegiertenversammlung, sondern eine offene Genossenschafterversammlung. Jede angeschlossene Firma mit allen ihren Arbeitnehmenden die wollten, konnten teilnehmen und mitstimmen. Ob 100 Mitarbeitende oder zwei – alle hatten die gleichen Stimmrechte und Ausdrucksmöglichkeiten. Dieser Genossenschaftsgedanke! Es war nicht irgendeine anonymisierte juristische Person, welche die Vorsorge betreibt, sondern es ist ein sehr persönlicher Bezug mit einer direkten Mitwirkungsmöglichkeit. Diesen Gedanken haben wir immer unterstrichen. Mit über 130’000 Versicherten ist das heute natürlich nicht mehr so machbar. Aber auch heute funktioniert es vom System her gleich, nur dass die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber von ihren Delegierten vertreten werden.
Ein beachtliches Wachstum!
Die Herausforderungen des Wachstums wurden fortlaufend durch Anpassungen gelöst. Wie ein Mensch der wächst und grössere Kleidung braucht. Recht pragmatisch. Heutzutage würde man eine Organisationsentwicklungsstrategie erarbeiten – wir gingen da eher „handwerklich“ vor.